Kokain

Kokain wirkt stark stimulierend und euphorisierend. Die Wirkdauer beträgt bei nasaler Konsumation 30-60 Minuten. Es kann bei häufigem Konsum relativ rasch zu einer starken psychischen Abhängigkeit führen. Der Wirkstoffgehalt von Kokain kann stark schwanken, außerdem enthält es oft Streckmittel wie Levamisol, Phenacetin oder Lokalanästhetika (z.B. Lidocain).

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Die Wirkungen von Kokain hängen von vielen unterschiedlichen Umständen, unter anderem auch von der Dosis und der Konsumform ab. Wird Kokain geschnupft, setzen die Wirkungen schon nach ein paar Minuten ein, die Effekte halten zwischen 30 und 60 Minuten an. Beim Spritzen oder Rauchen halten die Wirkungen kürzer an.

Kokain verursacht ein intensives euphorisches Gefühl, das von gesteigerter Aufmerksamkeit, Unruhe, Erregung und einem Drang nach Bewegung begleitet wird. Gedanken beginnen zu rasen, Konsument*innen reden viel und schnell, häufig schweifen sie ab und produzieren unzusammenhängende Äußerungen. Die gesteigerte Selbstsicherheit geht manchmal in Leichtfertigkeit und arrogante Selbstüberschätzung über.

Kokain kann in Form von Crack oder Free Base geraucht werden. Dabei tritt die Wirkung schon nach einigen Sekunden ein. Die Effekte halten allerdings nur für wenige Minuten an. Durch die rasche Aufnahme der Substanz in den Blutkreislauf erhöhen sich die Gefahren eines akuten Schocks. Toleranz- und Abhängigkeitspotenziale sind sehr viel höher als bei nasaler Aufnahme von Kokain.

Kokain verengt die Blutgefäße und wirkt dadurch örtlich (z.B. auf der Zunge oder dem Zahnfleisch) betäubend. Es kommt zu einem Anstieg der Herz- und der Pulsfrequenz und auch zu einem erhöhten Blutdruck.

Kokain unterdrückt Hunger, Durst und Müdigkeit. Bei hohen Dosierungen kann Kokain Angst und Wahnzustände auslösen. Das äußert sich zum Beispiel in einem Gefühl, ständig beobachtet oder verfolgt zu werden. Auf körperlicher Ebene können Muskelkrämpfe oder -zittern, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckprobleme und eine Zunahme der Atemfrequenz auftreten. In extremen Fällen kann Kokainkonsum zum Herzstillstand führen.

Beim Runterkommen von Kokain wird der euphorische Zustand häufig von depressiven Verstimmungen, Gereiztheit, Angstgefühlen und dem Wunsch mehr zu konsumieren abgelöst.

Kokain gelangt über die Nasenschleimhäute, beim Rauchen von Crack oder Free Base durch Inhalieren oder durch Injektionen in den Blutkreislauf. Kokain ist fettlöslich, kann also die Blut-Hirn-Schranke passieren, um im Gehirn seine Wirkung zu entfalten.

Kokain verhindert die Wiederaufnahme des Botenstoffs Dopamin in die Nervenzelle. Es kommt dadurch zu einer Anhäufung der Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Dadurch können Dopamin und Noradrenalin die nachgeschalteten Nervenzellen beständig reizen, was psychisch als Hochgefühl und Stärke erlebt wird. Nach dem Rausch braucht das Gehirn einige Tage, um die Neurotransmitter wieder aufzubauen: depressive Verstimmungen, Müdigkeit und Apathie können die Folge sein.

Kokain hat ein hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial. Die Versuchung, Kokain rasch wieder zu konsumieren, um den Zustand von Stärke und Euphorie wieder zu spüren und damit auch den nur schwer zu ertragenden Leere-Zustand aufzulösen, führt bei manchen Personen zu einer psychischen Abhängigkeit. Abhängigkeit von Kokain zeichnet sich meistens nicht durch ununterbrochenen Konsum der Substanz aus, sondern durch das sogenannte „binge“-Muster: auf einige Tage intensiven Konsums großer Mengen folgt eine Phase erschöpfter Abstinenz, in der Betroffene glauben ihren Konsum im Griff zu haben und jederzeit aufhören zu können. Auf die enthaltsamen Tage folgt wiederum Kokain-„binging“ (intensiver Konsum). Dieses Konsummuster kann nach kurzer Zeit zur Erschöpfung des Körpers, grippeähnlichen Gliederschmerzen, Gewichtsverlust und chronischem Schnupfen führen.

Psychisch kann intensiver Kokainkonsum zu Angststörungen, Persönlichkeitsveränderung, Depression und sogenannten Kokainpsychosen führen. Bei Kokainpsychosen leiden Betroffene unter paranoiden Wahnzuständen, optischen, akustischen oder taktilen Halluzinationen (z.B. starken Stechen unter der Haut).

Obwohl Kokain als Sex-Droge gilt, verringert chronischer Kokainkonsum die Lust auf Sex deutlich. In der Psychologie wird in diesem Zusammenhang von einem Rückgang der Libido gesprochen. Kokainsüchtige Männer leiden häufig unter Impotenz. Bei Frauen kommt es zu Störungen des Menstruationszyklus oder zu einem Ausbleiben der Monatsblutung.

Auf körperlicher Ebene kann häufiger Kokain-Konsum zu chronischen, nur schwer heilenden Entzündungen der Nasenschleimhaut führen. In extremen Fällen kann es auch zu einer Perforationen oder Durchlöcherungen der Nasenscheidewand kommen. Langfristig kann chronischer Kokainkonsum auch bei jungen Menschen zu krampfhaften Verengungen der Herzgefäße und damit zu Schädigungen des gesunden Herzgewebes führen. Herzfehler und Herzinfarkte können unmittelbare Folgen dieser körperlichen Veränderungen sein.

  • Vorerkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems, Asthma, Erkrankungen der Leber und bei Schilddrüsenüberfunktion. Besonders bei Personen mit Herz- und Kreislaufvorschädigungen kann die Kontraktion der Herzkranzgefäße zu einer verringerten Durchblutung führen. Dadurch kommt es zu einer Reduzierung des Sauerstoffes, was in extremen Fällen zu einem Herzinfarkt führen kann.
  • Kokain erhöht die Gefahr der Krampfbereitschaft und stellt daher ein erhöhtes Risiko für Epileptiker dar.
  • Kokain kann psychische Probleme oder Erkrankungen verstärken oder auslösen.
  • Kokainkonsum während der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Frühgeburten, Missbildungen und des plötzlichen Kindstodes. Durch die gefäßverengende Wirkung von Kokain komm es zu einer schlechteren Durchblutung der Gebärmutter und damit zu einer Sauerstoffunterversorgung des Ungeborenen. Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft können in Folge des Kokainkonsums Schädigungen aller Organe und jedes Gewebe auftreten. Häufig kommt es zu Missbildungen des Urogenitaltrakts, also der Harn – und Geschlechtsorgane, und zu neuronalen Schädigungen (krankhafte Veränderungen und Entwicklungsstörungen des Nervensystems).

  • Kokain & Alkohol
    Die Kombination von Kokain und Alkohol führt zu einer Unterschätzung der Alkoholwirkung. Du fühlst dich nüchtern und bemerkst die Wirkung des Alkohols nicht, obwohl du betrunken bist. Selbstüberschätzung und Kontrollverlust erhöhen vor allem im Straßenverkehr die Gefahren für dich, Freund*innen und Bekannte, sowie andere Verkehrsteilnehmer*innen. Des Weiteren entsteht durch die Mischung von Kokain und Alkohol im Körper Cocaethylen, eine Substanz, die das Herz-Kreislaufsystem zusärtlich stark belastet.
  • Kokain & andere „uppers“
    Die Mischung mit anderen aufputschenden Substanzen (z.B. Speed, hohe Mengen Koffein oder Energy Drinks) stellt eine sehr große Belastung für das Herz- Kreislaufsystem dar. Es kann zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.

Wenn du Kokain trotzt gesundheitlicher und strafrechtlicher Gefahren konsumierst, solltest du – neben den allgemeinen Hinweisen zu Risk reduction  – über folgende Punkte Bescheid wissen:

  • Kokain ist wegen des hohen Preises häufig mit Streckmitteln verschnitten. Ohne chemische Analyse kannst du daher nicht genau wissen was und wieviel du gerade einnimmst. Nimm wenig und vermeide schnelles bzw. häufiges Nachlegen.
  • Nutze wenn möglich Drug Checking.
  • Wenn der Konsum regelmäßig wird, solltest du längere Pausen einlegen, um keine psychische Abhängigkeit zu entwickeln. Wenn du Probleme hast deinen Konsum zu kontrollieren wende dich an eine Beratungsstelle.
  • Die gesundheitlich schädlichste Methode Kokain zu nehmen ist es zu spritzen, vor allem wenn es mit Heroin („Speedballs“) kombiniert ist.
  • Beim i.v.-Konsum solltest du wegen der Infektionsgefahren mit Hepatatis B und C und HIV sauberes Spritzbesteck verwenden. Spritzen und Spritzbesteck bekommst du in einigen Drogenberatungsstellen, in Wien etwa beim Jedmayer oder change.
  • Die am wenigsten schädliche Form Kokain zu konsumieren ist das Schnupfen: die Wirkung setzt schrittweise ein und hält länger an als bei anderen Konsumformen.

Kokain ist ein weißes, kristallines, bitter schmeckendes Pulver. Es wird aus Kokablättern unter Zugabe von Wasser, Kalk oder Natriumcarbonat, Kerosin und Ammoniak hergestellt. Auf dem Schwarzmarkt wird Kokain häufig mit anderen Substanzen gestreckt. Neben den üblichen Streckmitteln (z.B. Milchpulver) werden auch gefäßverengende bzw. synthetische, schmerzstillende oder betäubende Mittel (z.B. Lidocain oder Novocain) verwendet. Kokain wird in der Regel geschnupft, kann aber auch intravenös verabreicht (gespritzt) werden. Durch chemische Umwandlung kann Kokain in rauchbare Formen (Crack oder Free Base) umgewandelt werden. Die durch diese beiden Formen ausgelösten psychischen Effekte setzen innerhalb weniger Sekunden ein und halten nur für maximal 10 Minuten an. Crack und Free Base führen rascher zu einer starken psychischen Abhängigkeit als andere Einnahmeformen von Kokain.

Levamisol
Levamisol ist ein Anthelminthikum (wird in der Tiermedizin gegen Wurmbefall eingesetzt), welches früher auch in der Humanmedizin Anwendung fand. Als Beimengung zu Kokain tritt die Substanz in den letzten Jahren gehäuft auf. Verschiedene Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit Levamisol berichtet wurden, sind unter anderem: allergische Reaktionen (Schwierigkeiten beim Atmen, Anschwellen der Lippen, der Zunge, des Gesichts) und Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems (z.B. Verwirrungszustände oder Bewusstlosigkeit, extreme Müdigkeit). Die bedenklichste Nebenwirkung von Levamisol ist die Veränderung des Blutbildes, Agranulocytosis genannt. Im Zuge dieser kommt es zu einer Reduktion der weißen Blutkörperchen, was in weiterer Folge – auf Grund von Immunschwäche – zu lebensbedrohlichen Infektionen führen kann.

Die Symptome, die dabei auftreten können, sind Schüttelfrost, Fieber, Sepsis, Schleimhaut-, Zungen- und Halsentzündungen, Infektion der oberen Atemwege, Infektionen im Analbereich, Analgegend und zum oberflächlichen Absterben von Hautarealen. Die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung einer Agranulozytose steigt unabhängig von der aufgenommenen Dosis, mit der Regelmäßigkeit der Levamisol-Einnahme. Am häufigsten tritt Agranulozytose auf, wenn Levamisol kontinuierlich 3-12 Monate lang eingenommen wird . Es sind aber auch Fälle bekannt, bei denen bereits nach weniger als drei Wochen nach der ersten Levamisol-Einnahme die Erkrankung diagnostiziert wurde.

Die Agranulozytose wird mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt. Bei Auftreten der beschriebenen Symptome nach Kokain-konsum empfehlen wir dringend, eine/n Ärzt*in aufzusuchen, da die Erkrankung nur mit medizinischer Behandlung gut ausheilbar ist.

Das europaweit häufige Vorkommen von Levamisol in Kokain-Proben hat zu diversen Spekulationen über die Gründe der Beimengung geführt. Eine aktuelle Studie der Medizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit checkit! kommt zu folgendem Schluss: Levamisol wird im Körper zu Aminorex umgewandelt, dass sowohl Kokain-artige Effekte als auch Amphetamin-artige Effekte an Rezeptoren im Gehirn auslöst. Es kann angenommen werden, dass nach Abklingen der Kokain-Wirkung die Effekte von Aminorex einsetzen und daher Levamisol als Streckmittel verwendet wird um die Wirkung von Kokain zu verlängern.

Lokalanästhetika
Lokalanästhetika wie Lidocain und Procain werden beigemengt, da der Geschmack und der lokalanästhetische Effekt UserInnen beim „Antesten“ fälschlicherweise glauben lässt, es handle sich bei der Substanz um reines Kokain. Es gibt Hinweise, dass die Kombination von Kokain mit Lokalanästhetika das Herz wesentlich stärker schädigt als Kokain alleine (Kardiotoxizität). Vor allem bei User*innen mit Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems ist das Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkt deutlich erhöht.

Phenacetin
Phenacetin ist ein Aminophenol-Derivat, welches bis 1986 zur Schmerzbehandlung und Fiebersenkung eingesetzt wurde. Wegen seiner krebserregenden und insbesondere nierenschädigenden Wirkung in Kombination mit anderen Schmerzmedikamenten wurde es aus dem Handel genommen. Phenacetin hat eine leicht euphorisierende und anregende Wirkung und wird vermutlich deshalb als Streckmittel eingesetzt.

In den Andenländern Südamerikas – dem Ursprungsgebiet des Kokastrauches – werden Kokablätter seit Jahrhunderten aus religiösen, mystischen, sozialen und medizinischen Gründen eingenommen. Der Konsum der Kokablätter führt zu einer Erhöhung der Ausdauer, zur Unterdrückung von Hunger und zur Steigerung des Wohlbefindens. Die psychoaktiv wirksame Substanz des Kokastrauches wurde von Albert Niemann in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals chemisch isoliert.

Der Begründer der Psychoanalyse, der Wiener Arzt Sigmund Freud, war nach einigen Selbstversuchen von der euphorischen und aktivierenden Wirkung des Kokains so begeistert, dass er es in seinem Artikel „über Coca“ als neue „Wunderdroge“ anpries. Freuds Meinung sollte sich rasch ändern: eine guter Freund des Wiener Arztes, der sich mit Kokain von seiner Morphinsucht befreien wollte, steigerte seine tägliche Kokaindosis auf über ein Gramm und starb schließlich an den Folgen seines Kokainkonsums.

In der Medizin wurde Kokain als lokales Betäubungsmittel eingesetzt. 1888 kam ein Getränk auf der Basis von Koka und Cola-Nuss-Extrakten auf den Markt, das als Mittel gegen Kopfschmerzen und als Belebungsmittel für Erwachsene vermarktet wurde – das Getränk hieß Coca-Cola. Doch bereits 1906 wurde in den USA der Zusatz von Kokain in Getränken und rezeptfreien Arzneimitteln gesetzlich verboten.

Der Kokainkonsum nahm während der zwanziger Jahre stark zu, ging allerdings in den dreißiger Jahren mit dem Aufkommen von Amphetamin wieder zurück. Amphetamine sind einfacher und billiger herzustellen – die psychischen Effekte von Amphetamin dauern länger an als jene von Kokain.

Kokain und Crack unterliegen dem Suchtmittelgesetz. Der Erwerb, der Besitz, die Ein- und Ausfuhr, die Überlassung an und Verschaffung für andere (Weitergabe und Verkauf) sind strafbar. Konsument*innen, die gegen das SMG verstoßen, haben mit einem verpflichtenden Besuch bei Amtsärzt*innen (in Wien: das Ambulatorium der Sucht- und Drogenkoordination) zu rechnen. Dort können in Folge gesundheitsbezogene Maßnahmen angeordnet werden und es kann mit einem Drogentest gerechnet werden. Hält man sich an diese Vorgaben, kommt es zu keinem Gerichtsverfahren.

Stand: Juli 2022